Autor: Renate Ruhaltinger-Mader

So halten wir ältere Menschen länger (und gesund) in Arbeit

  • Unternehmen in vielen Branchen müssen umdenken: Arbeit soll so organisiert sein, dass Job und Unternehmen für Arbeitnehmer:innen attraktiv bleiben. Der Stellenwert erfahrener Mitarbeiter:innen nimmt in den Betrieben zu.
  • Der Führungsstil des Managements wirkt auf die Gesundheit der Belegschaft. Führungsverhalten beeinflusst das Befinden eines Mitarbeiters um 3,6-mal stärker als gesunde Ernährung.
  • Humanökologische Flexibilisierung bedeutet: Das Management passt das Einsatzprofil der Mitarbeiter:innen dem sich verändernden Stärke-Schwächen-Profil der älteren Belegschaft an.

Wien, am 6.März.2023. Die Gestaltung einer neuen Arbeitswelt ist zum beherrschenden Thema in Politik und Gesellschaft geworden. Personalmangel und Pensionssystem verlangen nach Angeboten, um Arbeit altersgerecht zu gestalten. Ältere Menschen sollen länger und gesund ihren beruflichen Aktivitäten nachkommen können. IBG verfügt über jahrzehntelange Erfahrung in der Beratung zu generationengerechter Arbeitsgestaltung. Voraussetzung für eine gesunde und sinnstiftende Arbeitsgestaltung ist ein positives Verständnis von Arbeit: Wer gerne seinem Beruf nachgeht, ist länger gesund.

Dr. Gerhard Klicka, Arbeitspsychologe und Geschäftsführer von IBG, erzählt im Interview vom neuen Stellenwert generationengerechter Arbeit, erklärt die Bedeutung eines unternehmerischen Führungsstils und begründet, warum eine berufliche Tätigkeit a priori kein Übel sein muss.

Herr Dr. Klicka. Die Bundesregierung hat Anfang des Jahres beschlossen, eine Arbeitsgruppe zur Bekämpfung des Personalmangels einzurichten. Ein wichtiger Punkt dabei: Ältere Menschen sollen länger in Arbeit gehalten werden. IBG berät seine Kunden seit Jahrzehnten zu genau diesen Fragestellungen. Fühlen sie sich bestätigt?

Gerhard Klicka: Nichts daran ist überraschend. Es ist seit Jahrzehnten absehbar, wann starke Jahrgänge in Pension gehen und nicht mehr durch geburtenschwache Generationen nachbesetzt werden können. Die Demographie hat immer Recht. Uns geht es als Beratungsunternehmen um die Frage, wie Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen nicht nur länger, sondern auch gesund in Arbeit gehalten werden können. Hier hat Österreich ein deutliches Aufholpotential.

Was heißt das?

Demografische Statistiken sind sehr vielfältig. Österreich liegt beim Indikator gesunde Lebensjahre sowohl bei Männern als auch bei Frauen unter dem EU-Schnitt, obwohl wir derartig hohe Gesundheitsausgaben haben. Österreicher und Österreicherinnen sind in der letzten Lebensphase 15 bis 20 Jahre lang krank. Damit können wir nicht zufrieden sein. Rudi Karazman (Arbeitsmediziner, IBG-Gründer und Gesellschafter, Red) hat dazu den Ansatz der Humanökologie entwickelt: Produktivität verlangt nach gesunden Mitarbeiter:innen. Diese Werte müssen in einem positiven Verhältnis stehen, um nachhaltig wirken zu können. Jede Lebensphase der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen hat ihre Stärken und Schwächen. Umsichtige Unternehmensführung berücksichtigt diese Umstände. Betriebe müssen umdenken, um die Menschen länger in Beschäftigung zu halten.

AMS-Chef Johannes Kopf formuliert in einem Interview mit dem Magazin „News“, dass „Arbeitgeber heute ordentlich tanzen müssen, um gute Leute zu haben“. Beobachten Sie in Folge des Arbeitskräftemangels eine Veränderung der Arbeitnehmer -Arbeitgeber-Beziehung?

Dies ist sehr abhängig von der Branche und von der Betriebskultur. Ich kenne Unternehmen, die locken neues Personal mit einer Unterschriftenprämie. Es gibt auch andere Beispiele: Ich war vor kurzem bei einem IT-Unternehmen mit circa 70 Mitarbeiter:innen, das  über ein wunderschönes Büro mit Terrasse, mit Wutzlertisch und allen möglichen Annehmlichkeiten für die Mitarbeiter verfügt. Da fehlt es an nichts. Ich erwähne dieses Beispiel, weil Umgang und Wertschätzung mit Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen sich nicht nur in Geld bemessen lässt. Es ist klar, dass sich der Alltag in einer IT-Schmiede sich von einem Bauunternehmen oder einem Installationsbetrieb unterscheidet. Aber auch dort kann Arbeit sinnerfüllter und wertschätzender gestaltet werden als durch bloße Befehle vom Chef.

Wie kann ein 50jähriger Maurer entsprechend seiner Erfahrung und seiner altersbedingten körperlichen Belastbarkeit eingesetzt werden? Ich kann ihn kaum zum Buchhalter umschulen.

Auch die Baubranche kann Arbeit generationengerechter organisieren. Ich sage nicht gerecht, aber gerechter. Ein gutes Beispiel sind Team-Organisationen, in denen Alt und Jung einander ergänzen. Dabei soll der Lehrling nicht durchwegs die Wurstsemmel holen. Vielmehr soll der junge Mitarbeiter vom Wissenstransfer profitieren. Er soll lernen dürfen. Dazu muss auch der ältere Mitarbeiter beitragen, der davon profitiert, dass ihm physische Arbeiten vermehrt abgenommen werden.

Fakt bleibt, dass der Lagerarbeiter gesundheitlich stärker gefordert ist als der White Collar-Mensch, der in einem Büro sitzt, oder?

Gesundheitsgefährdung gibt es in jeder Arbeitswelt. Ein Burn-out ist ebenso gefährlich. Aber es ist richtig: Während die psychische Belastungs-Problematik eine Frage der Organisation und der modernen Führung ist, kann ich physischen Problemen wie Gelenks- und Bandscheibenproblemen schwerer vorbeugen. Spielräume, die Mitarbeiter:innen gesund in Arbeit zu halten, sind in den Branchen unterschiedlich groß. Was aber jeder tun kann, ist, dem Ziel einer gesunden und sinnspendenden Arbeit den notwendigen Stellenwert einzuräumen. Dies ist Aufgabe des Managements: Es gibt Studien, die zeigen, dass das Führungsverhalten der Vorgesetzten die Gesundheit laut Studien um 3,6-mal mehr als gesunde Ernährung beeinflusst. Wenn die Mitarbeiter grundsätzlich gern in den Job gehen, dann hat der Arbeitgeber alles richtig gemacht.

Wann kommen Mitarbeiter gerne in die Arbeit?

Das Unternehmen ist gut aufgestellt, wenn die Belegschaft das Gefühl hat, etwas Sinnvolles zu leisten und dies auch honoriert wird – und damit ist nicht nur die geldwerte Entlohnung gemeint.

Weil wir von Geld reden – politische Institutionen fordern sozialversicherungsrechtliche Erleichterungen für Zuverdienste in der Regelpension. Wie schwer wiegen pekuniäre Anreize in einer generationengerechten Arbeitswelt?

echten Arbeitswelt?Da spreche ich eher als Geschäftsführer und weniger als Arbeitspsychologe, wenn ich meine, dass dies eine Rolle spielt. Ich erlebe auch in unserem Unternehmen, dass Ärzte oder Ärztinnen mit dem Erreichen des Regelpensionsalters aufhören, weil sie der Ansicht sind, längeres Arbeiten zahle sich für sie wirtschaftlich nicht aus. Die Verlängerung des Erwerbslebens braucht auch einen finanziellen Anreiz.

Wie sieht ein Arbeitsumfeld aus, das für einen älteren Arbeitnehmer attraktiv ist?

Es ist eine falsche Annahme, dass Menschen in der Pension aufhören zu arbeiten. Sie arbeiten nur anders – zu einem anderen Zweck, in einem anderen Umfeld. Sie helfen beim Hausbau, sie unterstützen bei der Erziehung der Enkel. Sie bringen ihren Garten zum Blühen, vertiefen sich in ihre Hobbies. Arbeit schafft Sinn. Und wenn ihnen die Erwerbsarbeit keine sinnstiftende Möglichkeit bietet, dann suchen sich die Menschen etwas anderes. Wer sich 40 Jahre lang nicht wohl an seinem Arbeitsplatz gefühlt hat, wird dies kein 41. und kein 42. Jahr machen wollen. Menschen müssen sich in ihrer Arbeit entfalten können. Ich kann Teamarbeit anbieten, eine Job-Rotation durchführen, die für Abwechslung und neue Perspektiven sorgen. Es gibt viele Formate, durch die Arbeitgeber das Lernen und die Weiterentwicklung von Mitarbeitern fördern. Mit diesen Programmen kann man aber nicht erst mit 50 oder 55 anfangen. Lernen ist ein lebenslanger Prozess und soll die Belegschaft von Anfang an begleiten. Wer in seinem Unternehmen Verantwortung, Herausforderung und Wertschätzung spürt, der wird auch gerne in dem Unternehmen weiterarbeiten wollen.

Teilzeitarbeit wurde als einer der Gründe für die Personalknappheit festgemacht. Wie ist reduzierte Arbeitszeit aus arbeitsmedizinischer Sicht einzuschätzen

Das Thema ist mit arbeitsmedizinischen Kriterien nicht zu fassen. Von großer Bedeutung ist in dem Zusammenhang aber die Flexibilisierung der Arbeitszeit. Je flexibler Arbeitszeit gestaltet werden kann, umso weiter kommt man den Bedürfnissen der Mitarbeiter entgegen. Es gibt verschiedene Chronotypen: Lerchen und Eulen, wobei Eulen meist in der Überzahl sind: Sie stehen schwer auf und arbeiten gerne länger. Wer als Eulen-Typ Zeit seines Lebens um 5.30 Uhr aus den Federn musste, um gegen 7 Uhr den Job zu beginnen, will sicher nicht länger als notwendig arbeiten. Viele Menschen werden von Jugend auf in ein starres Zeitsystem gepresst, das krank macht. Je älter man wird, desto stärker wirkt sich das gesundheitlich aus. In einem Pflegeberuf ältere Mitarbeiter mit 12-Stunden-Schichten im Job halten zu wollen, ist illusorisch. Wem es im Unternehmen gelingt, Arbeitszeit zu flexibilisieren und auf unterschiedliche Bedürfnisse einzugehen, wird  a la longue erfolgreich sein.

Was würden Sie der Arbeitsgruppe zur Bekämpfung des Arbeitskräftemangels in die Tagesordnung schreiben?

Es muss gelingen, die Sichtweise auf das Thema Arbeit zu verändern. In unserer Gesellschaft herrscht das Bild vor, dass Arbeit automatisch etwas Belastendes ist. Es herrscht die Einstellung vor, man müsse die Leute vor Arbeit schützen. Aber Arbeit stiftet Sinn. Wenn ich Arbeit kann, will, darf und weiß, was ich zu tun habe, dann kann ich aus meinen Aufgaben Kraft beziehen. Wir wissen aus vielen Studien, dass Erwerbslose öfter krank sind, weil ihnen Sinn und Bestätigung fehlen. Jeder hat in seinem Umfeld Entwicklungen beobachtet, bei denen sich Menschen nach dem Ruhestand im Fernsehsessel vergraben und isolieren. Denen geht es selten gut. Wir müssen Anreizsysteme entwickeln, die davon ausgehen, dass Menschen grundsätzlich produktiv sein wollen – bis an ihr Lebensende. Es braucht Arbeits- und Arbeitszeitmodelle, die den Stärken und Schwächen des Alterns entsprechen. Ich kann Menschen länger in Arbeit halten, wenn sie wissen: Ich muss nicht mehr, aber ich will.

Fünf IBG-Tipps für generationengerechtes Arbeiten

  1. Katalysator-Funktion: Mensch-zu-Mensch-Arbeiten wie Kundenarbeit, Führung, Entwicklung oder Aufbau von Teams fallen mit dem Älterwerden leichter. Im Gegensatz dazu zeigt sich, dass das höchste Burn-out-Risiko für jüngere Kolleginnen in Mensch-zu-Mensch-Berufen in den ersten Jahren besteht, in denen Fachwissen vorhanden ist, aber die Kompetenz im Umgang mit dem Klienten noch nicht ausgeprägt ist. Die Einbeziehung Älterer in das Team senkt den Stress der Jüngeren.
  2. Berater-Funktion: Die erfahrenen Kräfte werden dazu eingeladen, ihr Wissen an die Jungen weiterzugeben. Es werden Produktionsabläufe im Unternehmen diskutiert, Workflows bei Dienstleistern konkretisiert, Erfahrung geteilt. So werden künftig Doppelgleisigkeiten vermieden.
  3. Mentoren-Funktion: Ältere Mitarbeiter:innen wurden als Mentor:innen für jüngere eingesetzt. Damit wird im Sinne von Wissensmanagement der Know-how-Fluss gesichert. Die Wertschätzung führt zu einer verbesserten Wahrnehmung älterer Kolleg:innen im Unternehmen. Gleichzeitig unterstützt das Verfahren neue Mitarbeiter:innen bei der Integration in das Unternehmen.
  4. Weiterbildung für Ältere spezialisieren: Ältere Mitarbeiter:innen sind unverändert lernbereit. Sie haben nur verlernt zu lernen. Dies kann mit langsamem Anlernen bei langer Lernentwöhnung gemildert oder gar beseitigt werden. Lerntechniken müssen angeboten werden – dies unterstützt besonders Menschen, die schon lange nicht mehr gelernt haben.
  5. Arbeitsplatz-Gestaltung: Die ergonomischen Gegebenheiten der Arbeitsplätze von älteren Kolleg:innen werden untersucht. Banale Maßnahmen wie die Anschaffung ergonomisch optimierter Arbeitsmöbel schaffen Wunder.

IBG GmbH, gegründet 1995, ist mit über 200 Mitarbeiter:innen, davon 80  Arbeitsmediziner:innen, Österreichs größte Unternehmensberatung im Bereich des Betrieblichen Gesundheitsmanagement. IBG ist in ganz Österreich vertreten.

Ansprechpartnerin: Renate Ruhaltinger-Mader
M +43 (676) 38 49 022, Email presse@ibg.at I office@fabelhaft.biz

 

Freundlichkeit als Schlüssel zum Glück

Die Wissenschaft besagt: kleine Akte der Freundlichkeit tragen nachhaltig zum eigenen Glück bei. Aber freundliches Verhalten stärkt nicht nur das eigene Wohlbefinden, sondern wirkt sich auch positiv auf andere aus. Wer anderen hilft, mit anderen kooperiert oder ihnen Gutes tut, wird belohnt – mit positiven Gefühlen und guter Stimmung. Wo Menschen beginnen, freundlicher zueinander zu sein, werden mehr und mehr auch andere Menschen sich freundlicher und positiver verhalten.

Wie Sie sich selbst glücklicher machen, indem Sie freundlich zu anderen sind:

  • Legen Sie sich einen persönlichen Freundlichkeitstag zu. Überlegen Sie wie sich daran erinnern möchten – (z.B. durch eine Erinnerung auf dem Handy oder Notizzettel an Orten, an denen Sie öfters vorbeikommen oder hinschauen).
  • Überlegen Sie sich, was Sie an Ihrem Freundlichkeitstag tun könnten, um jemand anderen glücklich zu machen oder ihm zu helfen. Nehmen Sie sich morgens vor, was Sie an diesem Tag tun wollen – und tun Sie es. Ohne eine Gegenleistung zu erwarten.
  • Wiederholen Sie Ihren Freundlichkeitstag alle paar Wochen, aber achten Sie darauf, dass sich Ihre freundlichen Taten abwechseln und, dass es auch einmal neue Taten sind.
  • Wichtig ist, dass Ihre gute Tat zu Ihnen passt – je mehr das der Fall ist, desto mehr Zufriedenheit werden Sie dabei verspüren.

Beispiele für kleine freundliche Taten:

  • Halten Sie jemandem die Tür auf
  • Lassen Sie jemandem die Vorfahrt, obwohl er warten müsste
  • Spendieren Sie jemandem einen Kaffee
  • Lassen Sie jemanden an der Kasse vor
  • Hinterlassen Sie jemandem eine nette Nachricht
  • Geben Sie Ihr Wechselgeld an einen Obdachlosen weiter

In diesem Sinne wünschen wir Ihnen ein freundliches Miteinander

Mit Verhaltensänderung zum Erfolg

Wir alle wissen, um ein bestimmtes Verhalten dauerhaft zu verändern, benötigt es ein gewisses Maß an Selbstmotivation. Wie aber funktioniert Selbstmotivation und welche Strategien können wir uns dabei zu Nutze machen?

  • Hindernisse reduzieren: Zuerst gilt es zu überlegen, warum will ich etwas verändern, was habe ich davon. Veränderung braucht Wollen und Können.
  • Persönliche Werte: Suchen Sie nach für Sie passenden Werten, z.B. Gesundheit, Sicherheit oder Entwicklung können Werte sein. Wie fühlt es sich an, wenn dieser Wert mehr Bedeutung in Ihrem Leben bekommt und was muss dafür getan werden?
  • Gewohnheiten und Routinen: Menschen sind »Gewohnheitstiere«. Wenn wir etwas verändern wollen, müssen wir es zu einer Gewohnheit machen. Wichtig dabei: welche Vorbereitungen sind hilfreich, was macht mir auch Spaß und ist gut in meinen Alltag integrierbar.
  • Microhabiting: Etablieren Sie kleine Gewohnheiten und denken Sie mehr in Lösungen. Es braucht mindestens drei Wochen, um einen Ansatz an Gewohnheit zu erreichen und fast zwei Monate bis das Verhalten zu einer Routine geworden ist. Und Rückschläge gehören dabei dazu.
  • Selbstcoaching: Unser innerer Kritiker meldet sich oft wenig hilfreich zu Wort, doch Angst sowie Vorwürfe sind blockierend. Wichtig ist, sich selbst wie einen Freund zu motivieren, sich Mut zuzusprechen und bei Rückschlägen mit sich freundlich zu bleiben.
  • Wenn-Dann-Pläne: Wenn ich z.B. in einer bestimmten Situation bin, dann mache ich Verhalten XY (z.B. jedes Mal, wenn ich aufstehe, trinke ich ein Glas Wasser).
  • Belohnungen: Was macht wir wirklich Freude und tut mir gut?
  • Absichten bilden statt Regeln oder Pläne: Sie bereiten ihr Gehirn vor, bestimmte Handlungen durchzuführen, z.B. in der Früh möchte ich meine Übungen machen, weil ich mich dadurch besser fühlen werde.

In diesem Sinne wünschen wir Ihnen viel Spaß beim Dranbleiben!

 

Sichere Arbeit: Verleihung des AUVA-Gütesiegels

Im November 2022 wurden die ersten AUVA-Gütesiegel „sicher und gesund arbeiten“ übergeben. Die Eröffnung dieser Veranstaltung hat ein besonderer Gast bestritten: der Extremsportler und Ultraradfahrer Christoph Strasser. Er hat sechsmal das Race Across America (RAAM) gewonnen, einen Radmarathon von der Westküste der USA bis zur Ostküste. Er berichtete vom konsequenten Arbeiten an Zielen, Teamgeist und Visionen, die die Basis für seinen Erfolg bilden – analog zu jenen Betrieben, die sich weit über das gesetzliche Muss hinaus im Bereich Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz engagieren. Mit dabei IBG GF Gerhard Klicka, der die Auszeichnung entgegennahm.

Zum Beitrag

DerStandard

Die Vor- und Nachteile des 30-Stunden-Vollzeit-Modells.

IBG Arbeitspsychologe Tobias Glück im Expert:innengespräch mit DerStandard zu den Vor- und Nachteilen einer kürzeren Arbeitszeit. Er ist der Meinung, dass Menschen mit kürzerer Arbeitszeit psychisch gesünder wären und das Burnout Risiko sinken würde. Wie Arbeit  und vor allem auch Arbeitsabläufe sinnvoller gestaltet werden können, da sind die Unternehmer:innen gefragt.

Zum Beitrag

Wertschätzung für ein gesundes Miteinander

Wertschätzung stellt besonders im Arbeitsleben eine Hauptquelle für Zufriedenheit und Selbstvertrauen dar und gilt als treibende Kraft für Engagement. Wir wollen spüren, dass wir gebraucht und als Mensch akzeptiert werden. Neben Lob ist Wertschätzung eine Form der Anerkennung, die sich auf die Person als Ganzes bezieht. Als positive Grundhaltung im menschlichen Miteinander ist sie essentiell für ein gesundes Betriebsklima.

Wertschätzung können wir – ganz simpel – bereits durch ein Lächeln zeigen. Es ist eine einfache Geste, die ausdrückt, dass wir unserem Gegenüber positiv gesinnt sind und ihm mit menschlicher Wärme begegnen. In unserem durch Hektik bestimmten Alltag ist gemeinsam verbrachte Zeit aber wohl eine der wichtigsten Voraussetzungen für gelebte Wertschätzung.

Wie wir Wertschätzung im sozialen Miteinander äußern, ist immer auch eine Frage der Nähe zum Gegenüber. Kleine Aufmerksamkeiten oder herzliche Gesten als Zeichen der Dankbarkeit sind Möglichkeiten mit beflügelnder Wirkung.

 Die sechs Zeichen der Wertschätzung

  • Persönliche Zuwendung
  • Menschliche Wärme
  • Echtes Interesse
  • Respektvoller Umgang
  • Ungeteilte Aufmerksamkeit
  • Entgegengebrachtes Vertrauen

In diesem Sinne wünschen wir Ihnen ein gutes Miteinander!

Gesundheit fördern – Klima Schützen

Auszug aus dem Tagungsband der 24. Österreichischen Gesundheitsförderungskonferenz.

Im Juni 22 moderierte IBG-Expertin Mag.a Ina Lukl, im Rahmen der Gesundheitsförderungskonferenz des Fonds Gesundes Österreich, gemeinsam mit Dr.in Sandra Wegener von der BOKU Wien und Mag.a Anika Harb vom Institut Weitblick in Linz einen Workshop zum Thema

GESUND UND KLIMAFREUNDLICH: BGF UND AKTIVE MOBILITÄT

In diesem Workshop ging es schwerpunktmäßig um Aktive Mobilität im Spannungsfeld zwi­schen Betrieblichem Mobilitätsmanagement (BMM) und Betrieblicher Gesundheitsförderung (BGF). Hierzu stellte Dr.in Sandra Wegener von der Universität für Bodenkultur (BOKU) in Wien zunächst einige Highlights und Learnings aus dem FGÖ-Projektcall „Aktive Mobilität – gesund unterwegs! Gehen, Radeln, Rollern & Co im Alltag“ vor, welcher wissenschaftlich durch die BOKU betreut wurde.

Auf Basis dieser Ergebnisse diskutierten die Teilnehmer:innen danach in Kleingruppen ihre Ideen zu der Fragestellung „Aktive Mobilität als Beitrag für eine ökologisch nachhaltige BGF – was braucht’s?“ Diese Diskussion und die abschließende Ergebnispräsentation wurden von Mag.a Ina Lukl vom IBG Innovatives Betriebliches Gesund­heitsmanagement und Mag.a Anika Harb vom Institut Weitblick moderiert.

Mission mobil. Gesund unterwegs in Betrieben.

Learnings aus dem FGÖ-Projektcall

Input: Dr.in Sandra Wegener

Bevor Dr.in Sandra Wegener genauer auf die vier betrieblichen Förderprojekte, welche im Rah­men des FGÖ-Projektcalls unterstützt wurden, und deren wichtigste Erkenntnisse einging, beleuchtete sie zunächst die Synergien und Schnittstellen zwischen Betrieblichem Mobilitäts­management (BMM) und Betrieblicher Gesundheitsförderung (BGF). Zentral hierbei ist das Konzept der Aktiven Mobilität. Darunter fallen solche Aktivitäten, bei denen man sich aktiv fortbewegt, z.B. Gehen, Radfahren oder Scooterfahren. Manchmal wird auch der Öffentliche Verkehr (ÖV) dazu gezählt, da Wege zum ÖV aktiv zurückgelegt werden.

Rein rechnerisch verbringt jeder von uns ca. 80 Minuten pro Tag damit unterwegs bzw. mobil zu sein. Von den dabei zurückgelegten Wegen sind 50% kürzer als 5 km – eine Strecke, die die meisten problemlos mit dem Rad schaffen würden. In Österreich werden jedoch 65% aller Arbeitswege mit dem PKW zurückgelegt. 20% werden mit den ÖV zurückgelegt. Lediglich 7% der Arbeitswege werden mit dem Fahrrad und nur 8% zu Fuß zurückgelegt. Häufig wird die Weglänge als Grund für die Nutzung des PKW genannt.

Aktive Mobilität ist also die Schnittstelle zwischen BMM und BGF. Im Bereich des BMM geht es in vielen Unternehmen vorrangig um Kosten. Denn BMM bedeutet zunächst einmal Investitionen, u.a. in Infrastruktur, Kampagnen, Kommunikation und personale Ressourcen. Gleichzeitig werden viele Unternehmen durch den Umweltgedanken oder das positive Image von „Green Labeling“ dazu angeregt, ein nachhaltiges BMM in der Firma zu etablieren. Selbstverständlich ist neben dem Klimaschutz auch die Gesundheit der Mitarbeiter:innen ein weiteres wichtiges Argument für nachhaltiges BMM. Das führt wiederum direkt zur betrieblichen Gesundheitsförderung, da ausreichend Bewegung im Alltag und eine gesunde Umwelt entscheidende Voraussetzungen für den Erhalt bzw. die Wiederherstellung von Gesundheit darstellen.

Dabei geht es um gesundheitliche Chancengerechtigkeit sowie den Aufbau persönlicher Ressourcen und Kompetenzen, um letztlich für Mitarbeiter:innen gesundheitsförderliche Verhaltensänderungen zu initiieren.

Genau hier setzen die vier vorgestellten Projekte mit Schwerpunkt betriebliches Setting aus dem FGÖ-Projektcall, welche zwischen 2020 und 2022 gefördert wurden, an.

Das erste Pro­jekt, „Fitte Wadl, fitte Umwelt“ vom FH Campus Wien – im vergangenen Jahr sogar mit dem VCÖ-Mobilitätspreis ausgezeichnet – basierte auf der Grundidee, eine Einstellungs- und Verhaltensänderung sowohl bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern als auch bei den Stu­dierenden des FH Campus Wien zu erreichen. Zur Erreichung des Ziels wurden verschiedene Aktivitäten durchgeführt, u.a. eine Gesundheitsmarketingkampagne, Challenges und Ver­anstaltungen. Mit diesen Ansätzen sollte aktive Mobilität auf den Standort gebracht werden.

Im zweiten Projekt „better to work: better for life“ der TBW Research GesmbH waren drei Betriebe involviert (iC Consulenten ZT GesmbH, flussbau IC GesmbH und TBW Research). Neben der Förderung der Mitarbeitermotivation durch diverse Kampagnen und Challenges (z.B. eine Schritte-Challenge) war in diesem Projekt auch zentral, dass die Führungskräfte als Vorbilder fungierten und selbst persönlich engagiert waren. Darüber hinaus ging es auch darum, notwendige Rahmenbedingungen zu schaffen und eine Verbesserung der Radinfra­struktur herbeizuführen (z.B. durch die Installation von Fahrradkäfigen).

Ein weiteres Ziel war es, Kompetenzen zu schaffen, denn viele Mitarbeiter:innen wussten nicht, wie sie mit dem Rad in die Arbeit kommen können oder fühlten sich im Verkehr unsicher. Deshalb wur­den Stadtfahrtrainings durchgeführt. Das Bewusstsein für aktive Mobilität wurde in den drei Unternehmen insbesondere durch kommunikative Maßnahmen (z.B. Marketingkampagnen, Aussendungen, Websites) geschaffen.

Das Projekt „Gesundheitsimpulse“ in Graz mit der Steirischen Wirtschaftsförderung (SFG) als Projektträgerin setzte auf den Zusammenschluss von elf Betrieben im Impulszentrum Graz West. Da hier vor allem IT-Unternehmen beteiligt waren, gestaltete sich die Durchführung des Projekts während des Corona-Lockdowns schwierig, denn der überwiegende Teil der Mitarbeiter:innen befand sich im Home-Office. So konnten nicht alle Maßnahmen wie ge­plant umgesetzt werden, weil nur sehr wenige Personen überhaupt einen Arbeitsweg hatten. Die Grundidee war jedoch, dass der Zusammenschluss der Betriebe zu einem Smart Business dabei helfen sollte, dass sich die Mitarbeiter:innen der Unternehmen gegenseitig zu mehr Bewegung motivieren. Ferner sollten Kommunikation und Kooperation zwischen den Unternehmen gestärkt werden, um Synergien zu schaffen und zu nutzen.

Auch beim letzten vorgestellten Projekt „Cycle Champ – Der fahrradfreundliche Arbeitge­ber“ ging es darum, aktive Mobilität und Nachhaltigkeitsstrategien in den Unternehmen zu verankern. Durchgeführt wurde es in drei steiermärkischen Betrieben (Magna Steyr Fahrzeug­technik, die FH Joanneum, Energie Steiermark). Ziel war es, die betriebliche Radfahrförde­rung als Teil des BGF zu implementieren. Dazu lieferten die Unternehmen einen ganzen Ka­talog fahrradfreundlicher Maßnahmen – angefangen bei infrastrukturellen Maßnahmen (z.B. Schaffung von Fahrradabstellplätzen) über Kommunikation bis hin zu strukturellen Maßnah­men (z.B. Benennung zuständiger Personen) – um das Erreichte auch nach Ende des Projekts beizubehalten. So war eines der Ziele, welches auch tatsächlich erreicht wurde, der Erhalt der CFE-Zertifizierung (Cycle Friendly Employer-Zertifizierung) für die Arbeitgeber:innen.

Das Institut für Verkehrswesen an der Universität für Bodenkultur in Wien war mit dem Prozess der Projektevaluation betraut. Dabei wurden zwei Methoden angewandt. Einerseits wurde mit einem Aktivitätendokumentationstool gearbeitet, bei dem die Projekte halbjähr­lich von ihren Aktivitäten berichteten. So wurde z. B. auch erfasst, wie viele Teilnehmer:innen es gab, wie diese die Aktivitäten bewertet hatten, welche Schwierigkeiten es gab. Daneben gab es ein elektronisches Evaluationsfrageblatt in dem die Erfolgsfaktoren festzuhalten wa­ren. Außerdem wurden die Hürden und Challenges erfragt.

Die Ergebnisse des Aktivitätendokumentationstools (Stand Mai 2020) ergaben, dass in den vier Projekten 328 Aktivitäten durchgeführt wurden. Ein Großteil (34%) dieser Aktivitäten entfiel auf Meetings, Sitzungen und Besprechungen. Aber auch Workshops, Schulungen und Beratungen für Mitarbeiter:innen waren ein Teil. Nach einer Anlaufzeit nahm die Anzahl der Aktivitäten stetig zu und obwohl die Teilnehmer:innenzahl während der Lockdowns deutlich zu­rückging, schätzten die Projektleiter:innen die Aktivitäten als sehr positiv ein. So wurden für die Aktivitäten Schulnoten zwischen 1.2 und 1.4 vergeben.

Für den Evaluationsfragebogen im Setting Betrieb gab es 124 Mel­dungen zu den Erfolgsfaktoren und deren Erreichung. Zu diesen zählen u.a. ein gutes Projektteam und die positive Einstellung des Managements zu dem Projekt. Nur so kann die Etablierung des Themas im Betrieb gelingen. Auch die Sichtbarkeit des Themas BMM und Gesundheit ist ein zentraler Aspekt, denn so wird Bewusstsein geschaffen.

In vier Unter­nehmen gab es schon vor dem Projekt eine:n Mobilitätsmanager:in, in zwei weiteren wur­de die Position im Laufe des Projekts geschaffen und in einem Fall wurde eine unterneh­mensübergreifende Kooperation angestrebt. Bei der Frage nach den Hürden gab es weniger Nennungen als bei den Erfolgsfaktoren. So wurden beispielsweise mangelndes Engagement der Führungsebene, fehlende technische Infrastruktur (z.B. Fahrradabstellplätze) und andere Prioritäten (z.B. COVID-19) genannt. Ein weiteres Thema war die Fahrraderreichbarkeit der Betriebe (z.B. fehlender Radweg). Das ist allerdings ein Aspekt, den der Betrieb selbst nicht beheben kann.

Das zentrale Fazit ist laut Dr.in Sandra Wegener, dass die Synergien von BGF und BMM genutzt werden müssen, denn nur so gelingt eine nachhaltige Verankerung der Mobilen Aktivität im Unternehmen. Dazu gehören Leitbilder, die Bildung eines operativen Teams und die Ernennung einer Mobilitätsmanagerin oder eines Mobilitäts­managers. Wichtig wäre es auch, dass das Thema Gesundheit und Aktive Mobilität immer wieder im Unternehmen thematisiert wird. So ließen sich eine nachhaltige Gesundheitskom­petenz und ein Bewusstsein dafür schaffen, denn häufig würde von Voraussetzungen aus­gegangen, die es nicht gibt. Der Kommunikation komme dabei eine entscheidende Rolle zu.

Mit Aussendungen und Aktivitäten ließe sich das Thema im Bewusstsein halten. Das Fördern des Gehens und des Radfahrens hätte vor allem positive Effekte, wie z.B. ein gesteigertes Wohlbefinden, mehr Gesundheit durch Bewegung und die Reduktion von Luftschadstoffen, was zum Klimaschutz beitrage.

Aktive Mobilität für eine ökologisch nachhaltige BGF – was braucht’s?

Workshop und Moderation: Mag.a Ina Lukl, Mag.a Anika Harb

Im zweiten Teil des Workshops wurde von den Teilnehmenden unter Leitung von Mag.a Ina Lukl und Mag.a Anika Harb die Frage diskutiert, wie Aktive Mobilität in Unternehmen oder Institutionen vorangebracht werden kann. Dabei gab es die Möglichkeit die Fragestellung aus Sicht der Betroffenen (der Mitarbeiter:innen) oder aber jener Personen in den Unternehmen, die für solche Projekte zuständig sind, zu diskutieren. Die Teilnehmer:innen sollten auch – aufgrund ihres unterschiedlichen Backgrounds – die verschiedenen Voraussetzungen in der BGF berücksichtigen. So gäbe es z.B. Unterschiede zwischen Kleinbetrieben auf dem Land und Großbetrieben in der Stadt. Die Ergebnisse sollten die Teilnehmer:innen in Kleingruppen als Ideenstatements festhalten, welche dann später in die folgenden drei Kategorien geclustert wurden:

(a) Voraussetzungen und Rahmenbedingungen,

(b) Ideen, Erfahrungen und Vorschläge sowie

(c) Good Practices.

Bei den Voraussetzungen und Rahmenbedingungen für eine nachhaltige BGF wurde z.B. die Online-Plattform „Move Effect“ erwähnt, welche sowohl verschiedene Challenges anbietet als auch die Möglichkeit, sich in sozialen Projekten zu engagieren. Weitere Aspekte, die zu den Voraussetzungen für aktive Mobilität gezählt wurden, waren die Finanzierung des Fahrrades – denn das ist notwendig, um teilzunehmen – und die Möglichkeit zur Anschaffung verschiedener Radtypen (z.B. E-Bike, Lastenrad). Eine weitere wichtige Voraussetzung wäre, dass die Führungsebene gewonnen und zum Umdenken bewegt würde („weg vom Statussymbol Auto“). Das könne zum Beispiel durch das positive Image aktiver Mobilität gelingen. Ebenso sollten die Mitarbeiter: innen aktiv miteinbezogen werden. Auch der Zugang im Betrieb zu diesem Thema wäre als Voraussetzung wichtig, denn einige Betriebe erreiche man nicht durch das „Klima-Argument“. Hier könne es hilfreich sein, auf den Zugang über die BGF und das Thema Bewegung zu setzen.

Die meisten Diskussionsbeiträge wurden für die Kategorie „Ideen, Erfahrungen und Vorschläge“ gesammelt. Arbeitgeber:innen könnten ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine Fahrradflotte zur Verfügung stellen und so dafür sorgen, dass mehr Menschen das Auto stehen lassen. Auch fänden es die Teilnehmer:innen sinnvoll, wenn Arbeitgeber:innen eine Möglichkeit zum Duschen und Umziehen schaffen würden. Die Einführung von Smart-Watches, welche bei der Navigation helfen, wurde außerdem diskutiert. Solche Uhren, die bereits in verschiedenen Settings genutzt werden, könnten nützlich sein, um alternative Routen abseits der Hauptstraßen zu finden. Eine Begehung der Wege oder ein kultureller Wandertag in der Umgebung könnten hilfreich sein, „Aha-Erlebnisse“ in Bezug auf Machbarkeit und Navigation zu generieren. Darüber hinaus könnte die Motivation zur Bewegung am Arbeitsplatz durch gezielte Maßnahmen gesteigert werden, z.B. Reduktion der Liftbenützung, Schrittzähler, Punktesammeln für gestiegene Treppen oder die Beschriftung der Treppenstufen mit den verbrauchten Kalorien.

Ebenso kam die Idee auf, dass man „mobile Meetings“ veranstalten könne. Die Teilnehmer:innen könnten Meetings außerhalb abhalten und dann einen gemeinsamen Weg zurück an den Arbeitsplatz wählen. Die gemeinsame Bewegung könnte darüber hinaus in einer „aktiven Mittagspause“ gefördert werden.

Zur Kategorie „Good Practices“ schlugen die Diskussionsteilnehmer:innen vor, dass Anreizsysteme geschaffen werden sollten. Dies könnte in Form flexibler Arbeitszeiten oder der Schaffung eines Zeitguthabens passieren, denn der Umstieg aufs Fahrrad bedeute auch einen höheren Zeitaufwand für den Arbeitsweg. Weitere Anreize könnten sein, dass Unternehmen einen Radservice zur Verfügung stellten oder Zubehör wie Helme anschafften. Des Weiteren wurde genannt, dass Räumlichkeiten, wie z.B. beheizbare Spinde für Radkleidung, bereitgestellt werden könnten. Externe Beratung in Form von Workshops bei der Umsetzung des Wandels hin zu Aktiver Mobilität wäre zudem wünschenswert. Daneben könnte auch der:die Arbeitgeber:in selbst Informationen zum Thema bereitstellen, z.B. Fahrradkarten. Das Anbieten von Verkehrssicherheitstrainings für alle Mitarbeiter:innen könnte als „Good Practice“ dabei helfen, Menschen für die anderen Verkehrsteilnehmer:innen zu sensibilisieren. Auf dem Weg hin zu mehr Bewegung könnte der:die Arbeitgeber:in für Personen mit einem längeren Arbeitsweg die Finanzierung eines Jahresabos für den ÖV übernehmen. Diese abschließende Diskussion zum Thema „Aktive Mobilität für eine ökologisch nachhaltige BGF – was braucht’s?“ hat gezeigt, dass nach Einschätzung der Teilnehmer:innen des Workshops besondere Anreize nötig sind, um aktive Mobilität auf dem Arbeitsweg und am Arbeitsplatz zu fördern. Darüber hinaus wurden viele Ideen genannt, die die Schaffung einer entsprechenden betrieblichen Infrastruktur voraussetzen. Somit zeigt sich auch hier, dass das Engagement der Unternehmensleitung wichtig ist, um Mitarbeiter:innen zu aktiver Mobilität zu motivieren.

 

Quelle: Tagungsband der 24. Österreichischen Gesundheitsförderungskonferenz, Hybrid, Linz 2022

Arbeitsmedizinische Aspekte der 4-Tage-Woche

IBG Experte Helmut Stadlbauer, Arbeitsmediziner und Leiter des Bereichs Gesunde Arbeitszeiten, beleuchtete die arbeitsmedizinischen Aspekte der 4-Tage-Woche. Es war dies bei der WKO Veranstaltung Industrietreff Arbeitsrecht. Thematisiert wurden „Kreative Arbeitsmodelle in der Produktion“ in Linz.

Gesundheit und sinnerfüllte Arbeit sind eng miteinander verbunden. Gesundheit in der Arbeit entsteht dann, wenn persönliche Wertvorstellungen erreicht werden. D.h., wenn der:die Arbeitnehmer:in etwas schaffen oder gestalten kann, und dabei selbst entscheidet, wie man etwas macht. Ganz wesentlich dabei ist, dass die Leistungen wertgeschätzt werden und die Person gesehen, respektiert und angenommen wird.

Gesunde Arbeitszeiten. Die Regelungen von Arbeitszeiten sind in Hinsicht auf Gesundheit umso wichtiger, je anstrengender (weniger bewältigbar) und sinn-entleerter die Arbeit empfunden wird.

Gesundheitlich relevante Merkmale von Arbeitszeiten sind einerseits die Länge bzw. Dauer pro Tag und pro Woche, anderseits die Verteilung auf die Uhrzeit und Wochentage.

Eine 4-Tage-Woche mit Verteilung der Arbeitszeit von 40 Stunden pro Woche, sprich vier aufeinanderfolgende 10-Stunden-Arbeitstage kann zu folgenden Problemen führen

  • Lange Tagesarbeitszeiten
  • Ermüdung und in Folge geringere Leistung/Produktivität
  • Probleme mit sozialen Verpflichtungen (Betreuung), Freizeitgestaltung
  • Sozialer Jetlag (das Leben gegen die eigene innere Uhr) – Schlafstörung
  • Psychovegetative Beschwerden (Nervosität, depressive Verstimmungen, Stresserkrankungen)
  • Die vorgegebenen Pausen sind nicht mehr ausreichend – häufigere Pausen wären erforderlich (verstärkt Ermüdung), dadurch verlängert sich die Anwesenheit im Betrieb, was wiederum die Brutto-Arbeitszeit erhöht.
  • Ein Argument für die 4-Tage-Woche: weniger Arbeitswege pro Woche.
  • Aber: erhöhtes Unfallrisiko durch Ermüdung, wenn sich die Tagesarbeitszeit verlängert

Fazit: Eine 4-Tage-Woche ist gesundheitlich positiv beurteilt, wenn gleichzeitig die Wochenarbeitszeit verkürzt wird. Grundsätzlich sind Individuelle Vereinbarungen anzustreben, mit Flexibilität von beiden Seiten.

Energiesparen am Arbeitsplatz: 19°C im Büro – und dann?

  • Die Arbeitsstättenverordnung gibt vor, wie hoch die Temperaturen am Arbeitsplatz zu sein haben.
  • Aus arbeitsmedizinischer Sicht liegt die ideale Raumtemperatur bei ca. 21 °C. Bei kühleren Temperaturen sinkt die Leistungsfähigkeit.
  • Maßnahmen wie Kleidung, Bewegung und Wärmemittel helfen über temporäre Kältegefühle hinweg. Die klassische chinesische Medizin TCM hält wärmende Ernährungstipps bereit.

Wien, am 07.02.2023. Unternehmen drosseln Raumtemperaturen, um Energieeinsatz und Heizkosten zu sparen. Die Expert:innen von IBG haben sich mit der Frage beschäftigt, wie man sich im Büroalltag bei herabgesetzter Raumtemperatur angemessen warmhalten kann. Von seriös bis kurios ist alles dabei. Dabei gibt es ein Ziel: Arbeitsmedizinisch ideal sind 21 Grad.

In Österreich sind die Raumtemperaturen am Arbeitsplatz in der Arbeitsstättenverordnung klar geregelt.

Die  Arbeitsstättenverordnung (AStV) schreibt vor (§ 28 Abs. 1)., dass Arbeitsräume beheizt werden müssen. Dabei haben die angegebenen Temperaturen bereits zu Arbeitsbeginn (z. B. am Montag nach einem Wochenende) gewährleistet zu sein. Diese Vorgaben entsprechen auch dem arbeitsmedizinischen Recht.

Konkret heißt es:

In Arbeitsräumen ist dafür zu sorgen, dass die Lufttemperatur

  • bei geringer körperlicher Belastung (z.B. Büro) mindestens 19° (maximal 25 °C)
  • bei normaler körperlicher Belastung (z.B. Handel) mindestens 18° (maximal 24 °C)
  • bei Arbeiten mit hoher körperlicher Belastung mindestens 12 °C
    beträgt.

Das Raumklima muss für die Menschen an ihren Arbeitsplätzen immer angemessen sein. Die Idealtemperatur liegt laut arbeitsmedizinischen Erkenntnissen bei ca. 21 °C. Bei kühleren Temperaturen sinken die Leistungsfähigkeit und damit die Produktivität.

Wenn einem:einer Arbeitnehmer:in kalt ist, dann sollte man bei Möglichkeit die Heizung am Arbeitsplatz stärker aufdrehen. Denn das Wohlbefinden und die Behaglichkeit sind entscheidend. Wenn es zu kalt ist, reagiert der Körper mit klammen Händen und Füßen. Das ist sehr belastend. Expert:innen von IBG geben Ratschläge, wie angenehmes Temperatierempfinden gefördert werden kann.

Klassisch: Bewegung

Menschen sind Kraftwerke. Wenn unsere Muskulatur arbeitet, werden ca. 2/3 der dabei benötigten Energie als Wärme freigesetzt. Effizienztechnisch haben wir Luft nach oben. Aber zusätzlich benötigt ein Muskel auch im Ruhezustand Energie (Stichwort: Grundumsatz) und gibt dabei Wärme ab. Wenn wir uns bewegen, wird die Muskulatur stärker durchblutet, um die nötige Energie anzuliefern. Blut wiederum wird aus dem Körperkern (Herz) in die Peripherie (Hände, Füße) gepumpt, und zwar mit einer Ausgangstemperatur von konstant 37°C. Regelmäßiges körperliches Training kräftigt die Muskulatur und verbessert die Durchblutung. Beide Faktoren wirken sich günstig auf unser Temperaturempfinden aus. Wer regelmäßig mit dem Fahrrad ins Büro kommt, genießt einen Startvorteil. Das soll nun aber nicht bedeuten, dass man im Büro nicht auch in Bewegung bleiben soll. Dynamisches Sitzen, aktive Bildschirmpausen, Treppen statt Lift nutzen, Dehnungsübungen, Schultern und Arme kreisen lassen, Füße rotieren, Kolleg:innen aufsuchen statt E-Mails schreiben oder Meetings im Stehen abhalten – vieles kann helfen, uns auf Betriebstemperatur zu halten.

Naheliegend: Kleidung

Es gibt kein schlechtes Wetter, nur die falsche Kleidung! Sinkt die Temperatur am Arbeitsplatz, steigt mit Sicherheit der Bedarf an Garderobe. Egal ob Funktionskleidung aller Art, von Skiunterwäsche über Wollsocken bis Strickjacke, ob Legwarmer, Wollpulli, Wristwarmer oder sieben Schichten Zwiebelprinzip – bei 19 Grad am Schreibtisch muss alles erlaubt sein. Der Nutzen schlägt jede modische Etikette. Einzig Fashion Victims hätten es schwer, wobei im Winter ohnehin zumeist jene Teile angesagt sind, die auch warmhalten können.

Wärmespende Ernährung

Fans der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) wissen es: Lebensmittel lassen sich in die Kategorien kühlend und wärmend unterteilen und das unabhängig von ihrer Darreichungsform. Dass heißer Tee, Kaffee und Suppe uns wärmen, braucht an dieser Stelle nicht extra erwähnt zu werden. Die Idee, dass Gewürze wie Chili, Ingwer, Koriander, Curry, Knoblauch und Pfeffer uns ebenso eher hitzig fühlen lassen, leuchtet auch schnell ein. Ebenso der Hinweis, in der kalten Jahreszeit mehr zu Gerichten wie Hirsch, Fasan, Schaf, Ziege und Hammel – oder generell Fleisch zu greifen und davor, oder (auch) danach, Maroni, Walnüsse, Pistazien, Pinienkerne und Erdnüsse zu genießen. Dagegen sollten wir von Cashewnüssen die Finger lassen, wie auch von – und hier wird es erstaunlich – Schwarztee, Grünem oder Rotem Tee. Dagegen empfiehlt die TCM Fenchel-, Anis-, Kümmel-, Vanille- und Yogi Tee.

Advanced: Technische Hilfsmittel

Wärmeflasche war gestern, im 21. Jahrhundert steht uns ein ganzes Arsenal an beheizbaren Büroutensilien zur Verfügung. Altbewährtes wie Heizdecke und Heizkissen bildet hier nur die Grundausstattung. Wärmefußmatte, beheizbare Fußstütze, USB-Tassenwärmer, beheizte PC-Maus, Mousepad-Futon mit USB-Heizung und beheizte Tastatur – all das gibt es wirklich und muss dann auch im kühlen Büro nicht unbedingt fehlen. Wer es dazu gerne etwas personalisierter mag, leistet sich noch beheizbare Schuheinlagen und für weiter oben ein beheizbares Unterhemd. Doch damit nicht genug. In den letzten Jahren kamen in der Hochphase der Nanotech-Forschung bereits Prototypen für heizende Tische und Bürosessel auf den Markt. Dabei werden Materialien mit sogenannten CNTs (carbon-nanotubes) beschichtet.

Ein Problem besteht bei all diesen Gimmicks leider weiterhin: Sie benötigen Strom, also Energie, was wiederum etwaige Gaseinsparversuche konterkarieren würde. Denn gerade in Zeiten des Spitzenverbrauchs an Strom (tagsüber im Winter) wird dieser auch aus Gas erzeugt.

IBG GmbH, gegründet 1995, ist mit über 200 Mitarbeiter:innen, davon 80 Arbeitsmediziner:innen, Österreichs größte Unternehmensberatung im Bereich des Betrieblichen Gesundheitsmanagements.
IBG ist in ganz Österreich vertreten.

Ansprechpartnerin: Renate Ruhaltinger-Mader
M +43 676 38 49 022 | presse@ibg.at I office@fabelhaft.biz

 

Vor den Vorhang: Dr. Edith Szanto-Körmendi

Dr. Edith Szanto-Körmendi, mittlerweile 70, ist seit vielen Jahren Arbeitsmedizinerin bei IBG und nach wie vor und mit großer Leidenschaft dabei.

Frau Dr. Szanto-Körmendi, seit wann sind Sie als Arbeitsmedizinerin im Einsatz?

Seit 1994 bin ich Arbeitsmedizinerin und seit knapp 13 Jahren für IBG tätig. Ich bin in Wien für mehrere, ganz unterschiedliche Unternehmen verantwortlich. Neben einem, Installationsbetrieb betreue ich außerdem mehrere Hotels, Büros sowie Hersteller für Feuerlöschgeräte und für Unternehmen, die solche Anlagen planen und bauen.

Vor Beginn meiner Tätigkeit bei IBG habe ich bei den Wiener Linien gearbeitet. Das war ein sehr komplexer Auftrag mit unterschiedlichen Aufgaben. Betreut habe ich sowohl Mitarbeiter:innen in den Werkstätten, als auch das Fahrpersonal.

Wie gestaltet sich Ihr Berufsalltag?

Ich besuche regelmäßig meine Klient:innen – die Anzahl der Stunden richtet sich nach der Mitarbeiter:innenzahl der Firmen.  Am Programm stehen Begehungen, teilweise gemeinsam mit den Sicherheitsfachkräften.

Meine Tätigkeiten, unter anderem, sind: Arbeitsmedizinische Sprechstunden, Sehtests, Erste-Hilfe-Kurse, Lungenfunktionsmessungen, Venenmessungen oder Hörtests. Zudem betreue ich die eine oder andere Station auf Gesundheitstagen. All diese Aktivitäten plane ich gemeinsam mit den Unternehmen.

Wie hat sich die Arbeitsmedizin im Laufe Ihrer Tätigkeit verändert?

Auch dieser Beruf hat eine große Veränderung im Laufe der Jahre erfahren. Zu Beginn meiner Berufslaufbahn gab es viel mehr menschlichen Arbeitskräfte, da ging es eher um toxische Stoffe in Lacken und Farben mit Gesundheitsgefährdung. Die sogenannten MAK-Werte (Maximale Arbeitsplatz-Konzentration) waren unsere wichtigste Hilfe. Die Arbeitswelt hat sich verändert.  Die Farben und Lacke sind kein Problem mehr, denn es gibt jetzt Absauggeräte, und andere Schutzmechanismen.  Mitarbeiter:innen sind weniger körperlich belastet. Jetzt ist Vieles immer mehr automatisiert. Dafür geht vieles immer schneller. Anspruchsvollere Arbeitsabläufe erzeugen Druck und Belastungen für die Psyche.

Viele arbeiten seit der Pandemie im Homeoffice. Die Mitarbeiter:innen können sich anhand der von ihnen geschickten Fotos und Videos ihres Arbeitsplatzes per Zoom-Meeting beraten lassen.

Was schätzen Sie an Ihrem Beruf?

Die vielfältige Tätigkeit. Es ist eine äußerst abwechslungsreiche Arbeit und es gibt keine Wochenend- und Nachtdienste. Außerdem kann ich diesen Beruf sehr gut neben einer Wahlarztordination ausüben. So widme ich mich seit den letzten Jahren vermehrt der Alternativmedizin und der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM).

Wie halten Sie sich fit?

Gute Gene und die Arbeit mit guter Laune und Optimismus ausüben. Viel Bewegung an der frischen Luft hilft mir auch.

Frau Dr. Szanto-Körmendi, liebe Edith, wir bedanken uns für das Gespräch und freuen uns auf eine weitere so gute Zusammenarbeit!