Vor den Vorhang: Dr. Irina-Maria Sattlegger

Liebe Irina, du hast im Jänner 2022 bei IBG begonnen und hast dort die Leitung der Arbeitsmedizin in Lenzing inne. Was hat dich als Neurologin dazu bewogen, in der Arbeitsmedizin zu wirken?

Dr. Irina-Maria Sattlegger: Mein Fach Neurologie hatte nicht unbedingt Einfluss darauf, dass ich in die Arbeitsmedizin gewechselt bin, denn es ist ein sehr schönes, wenn auch komplexes und umfangreiches Fach. Um als Ärztin in einem so großen und komplexen Fach wie der Neurologie eine gute Work-Life-Balance zu haben, v.a. auch mit einem Kind, muss man in eine Kassenordination gehen. Dort jedoch hat man nie die Zeit, die komplexe neurologische Fragestellungen brauchen würden, außerdem bin ich eine schlechte Einzelkämpferin und brauche ein Team um mich herum. Nacht- und Wochenenddienste wie im Krankenhaus sind keine dauerhafte Option für mich gewesen. Als dann die Frage an mich herangetragen wurde, ob ich die Leitung im GZL (Gesundheitszentrum Lenzing) übernehmen möchte, war das primär eine völlig abstruse Idee für mich, hatte ich ja von der Arbeitsmedizin absolut keine Ahnung. Aber ich kannte quasi alle Ärzte im GZL und mir hat der Schnuppertag sehr gefallen, also habe ich einfach zugesagt und bin ins kalte Wasser gesprungen. Was Arbeitsmedizin wirklich bedeutet, habe ich erst im ersten Jahr gelernt, nicht so sehr von der Ausbildung zum AMED, sondern von den Kolleg: innen.

Was ist dir als Präventivmedizinerin wichtig?

Dr. Irina-Maria Sattlegger: Ich habe wohl eine etwas andere Meinung zur Präventivmedizin wie das Arbeitnehmerschutzgesetz, was ich mittlerweile durch mehrere Kontakte zum Arbeitsinspektorat erkennen musste. Diese strenge Paragraphentreue liegt mir nicht so im Blut. Ich habe lieber die Zeit und die Muße, mit den Mitarbeiter: innen zu sprechen und mir ihre Probleme anzuhören, hier vielleicht auch Lösungen anbieten zu können. Haben die nun direkt mit dem Arbeitsplatz zu tun, schön, wenn nicht, auch gut. Zum Beispiel finde ich es nicht so sinnvoll, nur bei der „Organisation der Ersten Hilfe“ mitzuwirken, ich mache lieber Reanimationsübungen mit dem Mitarbeiter: innen, dann lernen sie auch was fürs Leben abseits der Arbeit. Was mir Spaß macht, ist der Kontakt mit allen möglichen Menschen in so einem großen Betrieb. Ich bin Ansprechpartnerin – vom Lehrling über den Betriebsrat bis zu den Vorständen. Da hat sich für mich eine völlig neue Welt aufgetan.

Wie kann man sich deinen Arbeitstag vorstellen? Worum geht es da und wie viele Mitarbeiter: innen unterstützt du mit deinem Team?

Dr. Irina-Maria Sattlegger: Wir sind 15 Mitarbeiter: innen im Team, neben mir und vier Arbeitsmedizinern haben wir nun eine Allgemeinmedizinerin, die die Ausbildung zur AMED erst machen wird, sieben Dipl. Gesundheits- und Krankenpfleger: innen sowie zwei Office-Kräfte. Mit diesem Team betreuen wir am Standort Lenzing ca. 4.000 Mitarbeiter:innen (Lenzing AG inkl. der Firmen, die am Standort=Werksgelände auch noch angesiedelt sind), wenn man die extern betreuten Firmen mitrechnet, kommen wahrscheinlich nochmal an die 700 bis 1.000 zu betreuende Personen dazu.

Aufgrund unserer Einteilung im GZL ist jeder Tag anders. Mal macht man den ganzen Tag Untersuchungen, von VGÜ-Untersuchungen über betriebliche Gesundheitsförderungsprogramme bis zu arbeitsmedizinischen Beratungen. Oder man ist in der Ambulanz, schaut sich Akut- oder Notfälle an, verabreicht Impfungen oder fährt bei Notwendigkeit mit der betriebseigenen Rettung aus. Dann wieder gibt es Tage, die voller Besprechungen sind oder Begehungen in den einzelnen Bereichen. Und hin und wieder gibt es auch organisatorische Sachen für das Team zu erledigen, diese Zeit muss ich mir aber aktiv nehmen, denn sonst würde sie im ganzen Trubel untergehen.

LiebeIrina-Maria, wir bedanken uns für das interessante Gespräch und wünschen dir weiterhin eine erfolgreiche Zusammenarbeit.