Personal Austria | Regina Nicham IBG Leitung Arbeitspsychologie

Stärkenorientierte Führung

Mit ihrem Vortrag über stärkenorientierte Führung konnte Regina Nicham, Leiterin der IBG Arbeitspsychologie, bei der Zukunft Personal Austria die Aufmerksamkeit zahlreicher ZuhörerInnen wecken.

Warum zufriedene MitarbeiterInnen produktiver sind

Sie wollen das Beste im Unternehmen und bei Ihren MitarbeiterInnen mobilisieren? Dann setzen Sie auf ihre Stärken. Stärkenorientiertes Führen fördert Begabungen und schafft einen Rahmen, in dem sich Personen entfalten können. MitarbeiterInnen gehen so am Morgen gern in die Arbeit und erbringen beruflich und privat außergewöhnliche Leistungen. Zufriedene MitarbeiterInnen sind gesunde MitarbeiterInnen, die dem Unternehmen eine hohe Produktivität ermöglichen.

Die Potenziale heben

Menschenführung ist immer eine Frage des Stils. Damit sind nicht nur Inhalte wie Anstand, Respekt und zivilisierte Umgangsformen gemeint. Menschen- und Teamführung ist auch eine Frage der Herangehensweise. Traditionelle Führungstechniken setzen auf die Eliminierung und Vermeidung von Schwächen. Dabei sind wir darauf trainiert, Schwächen zu erkennen und diese auszumerzen, anstatt die Stärken weiter auszubauen – ein Verhaltensmuster, das in der Regel seit der Schulzeit angewendet wird. Schüler oder Schülerin werden dort gefördert, wo deren Schwächen liegen. Den individuellen Stärken und Kompetenzen wird dagegen vergleichsweise wenig Beachtung geschenkt.

Zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle

Die Kunst der stärkenorientierte Führung zeigt sich darin, dass es der Führungskraft gelingt, den richtigen MitarbeiterInnen an die richtige Stelle zu setzen. Der Entscheider weist seinen Leuten passenden Herausforderungen zu, bei denen diese ihre Stärken nutzen und Talente weiterentwickeln können.
Zu einer stärkenorientierte Führung gehört damit erstens das Erkennen der besonderen Fähigkeiten und Talente der eigenen MitarbeiterInnen. Dazu gehört zweitens, sich als Führungskraft verantwortlich zu fühlen für das „Ausbilden“ dieser Talente. Forschungsarbeiten der letzten Jahrzehnte zeigen sehr deutlich, wann MitarbeiterInnen ein hohes Engagement und hohe Leistungsbereitschaft zeigen: Wenn Sie sich im Unternehmen wohl fühlen. Je zufriedener MitarbeiterInnen sind, umso gesünder und leistungsbereiter sind sie. Stärkenorientiertes Führen ist einer der Schlüssel zu gesteigerten Leistungen im Unternehmen.

Vier Säulen

Die Managementtheorie nennt vier Aspekte der stärkenorientierten Führung, durch die MitarbeiterInnen gefördert und zufriedener gestellt werden können.

  • Orientierung an den Stärken: MitarbeiterInnen werden dort positioniert, wo ihre positiven Eigenschaften wie Belastbarkeit, Präzision, Empathie besonders gefordert sind.
  • „Flow“-Erleben: Immer dann, wenn man in einer Tätigkeit völlig aufgeht, diese mühelos erscheint und die Zeit wie im Flug vergeht, dann sind Menschen im Flow. Führungskräfte achten darauf, welche unterschiedlichen Tätigkeiten bei verschiedenen MitarbeiterInnen ein Flow-Gefühl begünstigen oder sogar auslösen.
  • Beteiligung an Entscheidungen: Die Belegschaft wird in Veränderungen in Produktionsabläufe, Serviceprojekte oder andere sie betreffende Vorgänge eingebunden.
  • Sinn, den die Arbeit vermittelt: MitarbeiterInnen verstehen den Zweck ihrer Tätigkeit und damit auch ihren Beitrag zum Gesamterfolg.

Führungskraft als Vorbild

Die stärkste Eigenschaft von fähigen EntscheiderInnen ist sicher, den eigenen MitarbeiterInnen das Gesagte vorzuleben. Das gilt umso mehr für den Stärkenansatz. Es gibt einige sehr einfache Dinge, die Führungskräfte tun können, um dem Team mit gutem Beispiel voranzugehen:

  • Mitarbeitern öfter Feedback zu ihren Stärken geben.
  • Den Mitarbeitern Wertschätzung zeigen durch kurze Gespräche oder eine persönliche schriftliche Notiz, was jemand gut umgesetzt hat.
  • Sicherstellen, dass die Teammitglieder untereinander Unterstützung geben und sie ebenso bekommen.
  • Sich regelmäßig über außerordentliche Leistungen ihrer MitarbeiterInnen informieren und sich bei ihnen bedanken.
  • Den Zusammenhang zwischen den Arbeitsergebnissen der MitarbeiterInnen und den übergeordneten Zielen hervorheben.

Stärkenorientiertes Führen bedeutet nicht, den Anspruch nach unten zu schrauben. Im Gegenteil: Die Methoden des stärkenorientierten Führens ermöglichen es, bei den MitarbeiterInnen die bestmögliche Leistung abzurufen. Dies macht sie zufrieden und schafft das Bewusstsein, ein wertvoller Teil des Ganzen zu sein. Nur zufriedene MitarbeiterInnen sind gesunde und leistungsfähige MitarbeiterInnen.