IBG-Gastkommentar in der Tageszeitung »DerStandard«

Burnout im Homeoffice:

Die psychischen Belastungen und Burnout-Anzeichen steigen im Dauer-Homeoffice. Gerhard Klicka gibt Tipps, um sich gegen Überlastung zu wappnen.

Die Corona-Krise verlangt jedem viel ab. Die Herausforderungen ändern sich von Woche zu Woche, Ängste schleichen sich ein: um den Arbeitsplatz, um den Status im Unternehmen, um die Familie.

Im Homeoffice kommen zusätzliche Stressoren dazu. Jeder braucht neue Formen der Arbeitsorganisation und muss sich glücklich schätzen, wenn er jene Infrastruktur und Räumlichkeiten zu Hause vorweisen kann, wie dies viele Arbeitgeber offensichtlich voraussetzen. Eine Familienwohnung wird nicht automatisch zum Arbeitsplatz, an dem 16, 32 oder 40 Stunden pro Woche ohne gesundheitliche Beeinträchtigung verbracht werden können.

Viele unserer Klienten haben seit dem ersten Lockdown eine Vielzahl an Mitarbeitern ins Homeoffice geschickt. Dabei bemerken wir einen starken Anstieg der Anfragen, die mit wachsender psychischer Belastung und mit Burnout-Anzeichen zu tun haben. Laut einer Umfrage der HR-Beratung Glint fühlt sich jeder Fünfte der über 700.000 Befragten im Homeoffice isoliert und überfordert. Der größte Negativtrend der Erhebung: Burnout.

Wir wissen, dass Homeoffice den totalen Gegenentwurf zum Postulat darstellt, Arbeit und Privates zu trennen. Die Entgrenzung macht es für viele Arbeitnehmende schwierig, fokussiert zu bleiben. Aus anhaltendem Stress und den körperlichen Begleiterscheinungen resultiert auf kurz oder lang ein Burnout, der – in extremis – lebensgefährliche Ausmaße annehmen kann.

Führungskräfte sind gefragt

Burnout ist keine Krankheit, sondern eine Sammlung von Symptomen. Wer Anzeichen rechtzeitig erkennt, hat gute Chancen vorzubeugen. Dabei gibt ein verantwortungsvolles Management Unterstützung. In einer Krise steigt das Bedürfnis, schnelle, genaue und ehrliche Informationen zu erhalten: Was passiert im Unternehmen? Wie bin ich davon betroffen? Dezentrale Arbeitsorganisationen rufen ein weitaus größeres Informationsbedürfnis hervor als traditionelle Firmenkulturen. Diesen Bedarf gilt es gerade in Corona-Zeiten zu decken.

Führungskräfte müssen zudem bei Anzeichen von Überarbeitung hohe Workloads erkennen und besser verteilen. Zu dem Zweck verfehlen regelmäßige Zwiegespräche über Zoom oder Teams nicht ihre Wirkung. Viele Firmen haben auch Programme installiert, in denen Burnout-Betroffene Ansprechpartner finden. Jedes Management sollte für solche Fälle eine Telefonnummer eingespeichert haben.

Tipps, um Burnout vorzubeugen

Einige kleine Maßnahmen kann auch jeder für sich selbst ergreifen:

  • Legen Sie kurze Pausen ein. Wenn es brodelt, hilft ein fünfminütiger Rundgang durch den Garten, eine Pause auf dem Klopfbalkon oder in der Küche. Alles, was Sie in der kurzen Zeit ablenkt und die Laune verbessert, lindert die Situation.
  • Ziehen Sie hohe Grenzen zwischen Arbeit und Privatem. Legen Sie die Arbeitszeit genau fest und respektieren Sie sich selbst, wenn Sie sich in den Feierabend geschickt haben. Die Chefmail um 20 Uhr wird erst mit offiziellem Arbeitsbeginn am nächsten Morgen beantwortet.
  • Schaffen Sie sich Ihren eigenen Arbeitsplatz. Bestimmen Sie einen Platz, besser noch einen Raum, der ausschließlich der Arbeit gewidmet ist. Das ist der Ort, an dem Sie in den Arbeitsmodus gehen. Überall sonst in der Wohnung sind Sie privat.
  • Entwickeln Sie Ihren Tagesrhythmus. Routinen verhindern Burnout, weil sie sicherstellen, dass Sie sich nicht die ganze Zeit der Arbeit widmen. Die Abläufe sollen nicht nur die Arbeit, sondern auch die Freizeit umfassen. Machen Sie alle zwei Stunden eine mindestens 15-minütige Pause. Und die Mittagspause nicht am Arbeitsplatz.
  • Achten Sie auf Ihre Gesundheit und Ihr Äußeres. Es gibt keine Patentlösung für Gesundheit und Wohlbefinden. Die Regeln für Kleidung und Hygiene sollten weiterhin strikt eingehalten werden. Es ist empfehlenswert, gerade in Krisenzeiten und im Homeoffice auf gesundes Essen und regelmäßige Bewegung sowie ausreichend Schlaf zu achten.
  • Bleiben Sie in Kontakt mit Kollegen. Der Kontakt zu den Kollegen muss auf allen erdenklichen Kanälen aufrechterhalten bleiben. Wenn Sie Anzeichen eines Burnouts verspüren, bringen Sie das bei Kollegen ins Gespräch ein. Sie sind mit hoher Sicherheit nicht die einzige Person, der es schlechtgeht.

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